Integrationspreis der Stadt Wetzlar geht an die kirchlichen Kooperationsprojekte Flüchtlingscafé Niedergirmes und Sprachcafé Naunheim

Wetzlar. Der Ort der festlichen Preisverleihung für den Integrationspreis der Stadt Wetzlar war gut gewählt: In der Christuskirche in Niedergirmes verlieh der Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar, Manfred Wagner, den mit 1.500 Euro dotierten Preis an zwei  von Beginn 2016 an verbundenen Projekte der evangelischen Kirche: das Flüchtlingscafé in Niedergirmes und das Sprachcafé in Naunheim. Corona-Hygienebedingungen hatten nur eine begrenzte Anzahl geladener Gäste zugelassen.

Ortspfarrerin Ellen Wehrenbrecht freute sich über die Wahl des Ortes und  die Preisverleihung an die Ehrenamtlichen auch in ihrer Gemeinde. „Generationsübergreifend konnten und können hier viele Angebote in fünf Räumen gemacht werden“, so die Pfarrerin. Die Moderation der Festveranstaltung übernahm der Naunheimer Ehrenamtliche Klaus Becker.

In ihrer Laudatio zeigte sich die WIR-Vorsitzende und Jury-Mitglied Dr. Ingrid Knell besonders bewegt über die Ehrenamtlichen, die sie als „Engel“ bezeichnete und  die Wege, die die beiden aus rheinischer und hessen-nassauischer Kirche eng verzahnten Cafés  mit 30 Ehrenamtlichen für 200 Geflüchtete aus verschiedenen Orten schon gleich zu Beginn der Einrichtungen eingeschlagen hatten: Die aus den Kriegsgebieten Geflüchteten zuhause aufzusuchen, ihre Not dort zu erkennen und in Hilfsangebote umzumünzen,  in die Cafés einzuladen und einen Ort der Begegnung, aber auch des Spiels, des Lernens und des Arbeitens in den Gemeinderäumen zu initiieren.

Hier hatte auch Ali Ahmed aus Syrien seine Kontakte festigen können. Er sprach namens der Geflüchteten, die zahlreich zum Festakt gekommen waren. “Ich habe hier keine fremden Gefühle mehr. Die Menschen haben uns zu einem stabilen Leben verholfen, die Suche nach Kita, Schule, Arzt, Ämtern und Arbeitsplätz überhaupt erst ermöglicht.“ Und er schloss:“ Wir alle sind sehr dankbar und ich hoffe sehr, dass wir und unsere Kinder eines Tages diesem Land etwas zurück geben können“.

Bewegend waren die Musikbeiträge in Inhalt und Form. Die Grundschülerin Arsu Yercel hatte wegen Corona nicht mehr in Begleitung üben können, erfreute aber gemeinsam mit ihrer Partnerin Margrit Arnold-Kruber (früher Naunheim, jetzt Niedergirmes) in einem harmonischen Flöten-Duo. Majd Adel Saloom beherrschte das Saitenspiel der Oud auf ergreifende Weise. Annika Mirbachs (Wetzlar) junge Stimme begeisterte mit ihren Liedern über die notwenige gleichberechtigte Wertschätzung aller Menschen.

So hatten diese Musiker die Festgemeinde schon in eine besondere Stimmung versetzt, als Oberbürgermeister Manfred Wagner seine Festansprache begann. Als Motivation für die Stadtgesellschaft bezeichnete er dieses „großartige kirchengrenzen-übergreifende Engagement der Ehrenamtlichen“, denn „“ Den Ort der Gemeinschaft schaffen wir alle gemeinsam“. Und: „ Es gibt keine Bürger erster und zweiter Klasse, Integration ist weder Gnade noch Geschenk. Wir brauchen die Einwanderung und die Kompetenz der Menschen aus anderen Ländern“ Wagner skizzierte überzeugend und unter Applaus eine offene Gesellschaft, in der auch Widersprüche und Konflikte ihren Platz ihren Platz haben könnten.

Mit großem Applaus dankte die Festgemeinde-auch unter der Anwesenheit des ersten Bürgers der Stadt, Stadtverordnetenvorsteher Udo Volck-  ihrem Oberbürgermeister und nahmen  Margrit Arnold-Kruber (Niedergirmes) und Klaus Becker (Naunheim)  die Preisurkunden, das Dotierungs-Geschenk  und Blumen entgegen. Markus Kluth sorgte für Blumen für die MusikerInnen.

Ortsvorsteherin Andrea Volk (Naunheim) und Heidi J. Stiewink (aus kreiskirchlicher Ehrenamtsarbeit Wetzlar) hatten die beidenInitiativen der Begegnung und der Stärkung zum Integrationspreis vorgeschlagen. Becker dankte im Namen aller für die Preisverleihung und schlug einen zentralen, städtischen Ort für Geflüchtete vor, an dem es zu jeder Frage auch eine Antwort gäbe.

Text und Fotos Heidi J. Stiewink